Geschichte

Als Kaiser Josef II. 1786 die Verordnung erließ, dass in jenen Ortschaften, die von ihrer Pfarre zu weit entfernt waren, neue "Kirchenspiele" errichtet werden sollten, reichte der K. k. Mauteinnehmer Ferdinand NEUBAUER aus der Mendling eine Bittschrift ein, worin er um die Erbauung einer Kirche und um die Anstellung eines Seelsorgers in Lassing bat.

Über den Bauplatz des Gotteshauses konnte man sich zuerst nicht einigen. Bis der Gewerke Karl Engelbert Scheib vom Strohmarkthammer apodiktisch diesen Streit entschied, indem er "auf seine Ehre versicherte, vor 20 Jahren an dem nämlichen Orte, wo jetzt die Kirche steht, einen Hund mit einem Rosenkranz am Rücken gesehen zu haben". Die Pfarrchronik bezeichnet dies als "Mirakel von Lassing"! Daraufhin schenkte der Gastwirt Josef Baumann den Grund für Kirche und Pfarrhof.

Die Pfarre heißt eigentlich MENDLING ZU LASSING, was auf den überwiegenden Einfluss des Salzoberamtes zurückzuführen ist, welches in Mendling eine Mautstelle mit Einnehmer, Schnallensperrer und Ubergeher hatte.

1786 wurde der erste Lokalkaplan Polykarp Schilcher, ein Franziskaner-Pater, hier installiert; ein vielseitiger und gütiger Mensch, der mit großer Liebe an seiner neugegründeten Pfarre hing. Er ließ auch den Friedhof aus seinem eigenen Säckel errichten. Seine Predigten, die uns heute wohl kaum mehr überzeugen können, fanden zu seiner Zeit großen Beifall und erschienen sogar in Druck.

Von 1798 bis 1818 lenkte der Benediktiner-Pater Leopold Lakner diese Pfarre. Aus einem sehr persönlich gehaltenen Nachruf, welchen ihm sein Nachfolger Andreas TUMA hielt, bekommen wir eine Ahnung vom schweren Leben eines Seelsorgers in Lassing. So lesen wir, "dass er schwere und kriegerische Zeiten durchmachte, den Landsturm organisierte, die französische Besatzung im Hause hatte, das Kirchensilber abliefern musste und in den schrecklichen Hungerjahren 1815 und 1816 sehr in Schulden geriet. Im privaten Bereich hatte er noch das Unglück, hintereinander drei wilde und grobe Köchinnen im Hause zu haben".

Lakner fand seine letzte Ruhestätte am Lassinger Friedhof.

Sein Nachfolger, der Deutsch-Böhme Andreas Tuma, verstand es, die Herzen der Lassinger zu gewinnen. Unter seiner Ära, im Heiligen Jahr 1825, kamen große Wallfahrtsprozessionen aus allen Gegenden und Provinzen nach Lassing, wodurch sich die finanzielle Lage dieser Pfarre sehr besserte.

Als Tuma 1826 versetzt wurde, schrieb er als letzte Eintragung in die Pfarrchronik: Dem Allmächtigen sei Dank gesagt für alles so viele Gute, das ich hier genoss.

Und was tat sich in Lassing nicht alles im Laufe der Jahrzehnte? Für die Weltgeschichte zwar unwichtige, für die hiesige Bevölkerung aber oft gravierende Ereignisse.

 

So lesen wir, dass 1826 Joseph Schirhagl neben der Lassinger Kirche einen Kramerladen erbaute.

 

Dass im Jahre 1827 Schneestürme die Gegend heimsuchten, von solcher Intensität, dass wochenlang jede Verbindung mit den Nachbarorten abgebrochen war. Oder dass im Jahre 1899 fünfundfünfzig Stunden lang ununterbrochen der Regen fiel, wodurch sogar der Holzrechen in der Mendling weggerissen wurde.

Und wir erfahren auch, dass die Lassinger schon damals ihre Starrköpfe hatten. Und manches steht über ihre "Bockbeinigkeit" sogar gegenüber dem Pfarrherrn vermerkt. Das Jahr 1896 war das Unglücksjahr für diesen Ort. Am 10. September schlug der Blitz in den hölzernen Kirchturm ein. In der Decke zählte man nicht weniger als 82 Blitzlöcher. Die Feuerwehr konnte wegen Wassermangels ihre Tätigkeit nicht voll entfalten. Aber sämtliche Dienstmägde der umliegenden Haäuser trugen unermüdlich Wasser aus der Moosbauernlacke herbei. Dadurch konnte der Tramboden der Kirche gerettet werden.

Der Wiederaufbau des Gotteshauses vollzog sich sehr schleppend. Und erst als Graf Hans WILCZEK, der Jagdpächter von Wildalpen, mit einem Bittgesuch der Lassinger an den Kaiser herantrat, konnte der Maurermeister Brantner aus Waidhofen die Arbeiten vollenden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 21.996 Kronen.

Am 8. November 1900 war die feierliche Einweihung des wiedererstandenen Gotteshauses, an welcher acht Priester teilnahmen. Es war in Ereignis, das die ganze Bevölkerung in freudige Stimmung versetzte.

Das 20. Jahrhundert brachte dann auch in Lassing den Vormarsch der Technik.

1921 erhielt der Ort elektrisches Licht, durch ein Werk am Mendlingbach (Staudinger), und im Mai dieses Jahres wurde der Marienaltar das erstemal beleuchtet.

1925 befuhr das Postauto die Strecke Göstling-Lassing-Palfau-Gams-Hieflau. 1927 wurde eine Telefonleitung von Wildalpen nach Göstling gelegt und 1930 erhielt Lassing sogar einen eigenen Briefträger.

Ereignisse, welche Pfarrer Josef SCHELLENBERGER, der über das Seelenheil der Bevölkerung von 1913 bis 1934 wachte, stolz in der Pfarrchronik mit den Worten festhielt: "Lassing hebt sich immer mehr!"

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren schlugen wie überall, auch bei uns die politischen Wellen hoch. Die Gründung des Schutzbundes und der Heimwehr verursachten einen Riss durch die Bevölkerung. Dieser klaffte so weit, dass z.B. die Arbeiter aus Hof ihren Austritt aus der Lassinger Feuerwehr sowie der Musik erklärten.

Auch die Sekte der Bibelforscher machte sich in der Pfarre durch Versammlungen bemerkbar. Im Jahre 1935 sind elf Bibelforscher aus Hof aus der katholischen Kirche ausgetreten.

Und im Jahre 1927 wurde zum erstenmal ein Lassinger zum Bürgermeister von Göstling gewählt. Es war dies Ludwig FAHRNBERGER, vom Hause Kotleiten.

Von 1940 bis 1977, durch 37 Jahre also, wirkte Emmerich NEUNTEUFL als Pfarrer allhier. Trotz seiner Zurückgezogenheit, Menschenscheu und fast kindlichen Frömmigkeit, hatte er eine besonders starke Ausstrahlung, die auch auf die Gläubigen abfärbte. Er hat in seiner Ära 217 Lassingern das Sakrament der Taufe gespendet, 97 Paare getraut und 99 Lassinger zum Friedhof geleitet. Er erlebte die schwere Zeit des Zweiten Weltkrieges hier. In einer kurzen Charakteristik der Jahre 1949 bis 1945 schreibt er darüber:

"Der Lassinger Pfarrer hat in der NS-Zeit von den hiesigen Parteimitgliedern keine nennenswerten Unannehmlichkeiten erlebt! Damit will ich durchaus nicht diese böse Bewegung entschuldigen, sondern nur den hiesigen Leuten Gerechtigkeit im Urteil widerfahren lassen."

Das Eintreffen der sowjetischen Besatzungstruppen am 10. Mai 1945 brachte Aufregungen und manche Unbill, wie Vergewaltigungen und Plünderungen. Einmal kam es sogar während des Sonntag-Gottesdienstes in der Kirche zu Schießereien. Die Lassinger und ihr Pfarrer kamen dabei mit dem Schrecken davon.

 

In den letzten Jahrzehnten wurden zwar manche Bemühungen der Vergangenheit hinfällig: durch die Aufgabe des Postamtes in Lassing im Jahre 1950 (errichtet 1870!), durch die Stilllegung der Volksschule im Jahre 1973 und durch die Pensionierung des Pfarrers Emmerich Neunteufl im Jahre 1977. Seitdem wird Lassing durch den Pfarrer von Göstling mitbetreut.

Dennoch hat sich durch die Einsatzbereitschaft der Bevölkerung Lassing das eigene Gesicht bewahren können. Durch die Weihe des Hauptschullehrers Karl HARUCKSTEINER zum Diakon im Jahre 1986 schien auch die religiöse Betreuung der Bewohner besser abgesichert, leider verstarb Diakon Harucksteiner aber im Jahre 1999.

In wirtschaftlicher Hinsicht hat Lassing durch die Erbauung der Hochkarstraße sehr profitiert. Es wurde zu einem vielbesuchten Fremdenverkehrsort Niederösterreichs.